1. ADVENT
Evangelium: Mk (13,33-37)
Die Adventzeit hat wieder begonnen. Die vorweihnachtliche Zeit hat schon längst in den Geschäften angefangen. Wie jedes Jahr werden viele von uns sich darüber beklagen, wie unser christliches Brauchtum missbraucht und von seinem echten Inhalt entleert wird. Man wird wieder darüber jammern, dass die religiösen Festzeiten für den Konsum ausgenutzt werden: Es wird Halloween gefeiert und nicht mehr Allerheiligen; es wird von „Zipfelmützen-Männchen“ geredet und nicht vom Hl. Nikolaus; man feiert das Laternenfest und redet dabei mit keinem Wort mehr über den heiligen Martin; es gibt Kopfschütteln darüber, dass man nur noch „Weihnachtsmänner sieht“, dass die Weihnachtsmärkte immer früher beginnen und dass es nur „Stress“ und die Hektik gibt. Für viele Menschen in unserer Gesellschaft ist die Religion, ist das Christentum völlig gleichgültig geworden. Sie wollen schlichtweg möglichst ungestört ihren Spaß haben, Partys feiern, konsumieren.
Mit Glauben hat das advent- und weihnachtliche Treiben nichts mehr zu tun. Viele leben ohne Gott, glauben nicht mehr an ihn, nicht weil sie überzeugte Atheisten sind, sondern weil Gott ihnen gleichgültig ist, für sie keine Bedeutung (mehr) hat, weil sie meinen, ihn nicht (mehr) zu brauchen.
Aber wie steht es mit uns selbst? Ist unser Verhalten in dieser advent- und weihnachtlichen Zeit so ganz anders? Unterscheiden wir uns von denen, die halt feiern ohne noch zu wissen, was sie feiern? Bei solchen Überlegungen werden plötzlich die Worten von Jesus höchst aktuell: „Seid wachsam!“ Wir können auch sagen: „Seid auf der Hut! Passt auf! Lasst euch nicht ablenken und mitreißen!“
Jeder hat in unseren Regionen die Freiheit, seine Religion, seinen Glauben, intensiv zu leben und sich aus dem geschäftigen Trubel herauszuhalten, jedenfalls von Zeit zu Zeit. Wenn mich die Glühweinseligkeit der Weihnachts- und Christkindlmärkte stört, dann gehe ich da einfach nicht hin, sondern besuche stattdessen ein Abendgebet, eine Rorate-Messe, eine Herbergssuche, eine „Stunde-der-Barmherzigkeit... Bin ich ein selbstbewusster Christ oder nicht?
Ich muss gelegentlich bewusst innehalten, um mir über das eigene Denken und Handeln Rechenschaft zu geben, sonst werde ich gelebt, getrieben, ins Schlepptau genommen, für Nebensächliches vereinnahmt, an Nutzloses gebunden oder gar in Ungutes verwickelt.
Wachsamkeit ist ein gutes Mittel, um mein Leben bewusster zu gestalten, mich nicht treiben zu lassen, mich nicht rastlos und pausenlos zu ermüden und zu erschöpfen. Wachsamkeit bringt Ruhe und ein gutes Maß an Entspannung in den Alltag, weil sie Unnötiges aussortiert und nach Wichtigkeit ordnet.
Advent soll eine Zeit des »Bewusst-Wahrnehmens« und des »Empfindsamer-Lebens« sein. Die Zeit des Advents ist dazu da, dass wir sie nützen, einmal wieder intensiver darüber nachzudenken, was uns persönlich von Jesus aufgetragen ist. Entspricht meine Lebensweise seinen Vorstellungen?
Advent: Gott soll in mein Leben kommen, ankommen, lebendig anwesend sein, mein Leben durchdringen, beleben. Bin ich wie ein wachsamer Türhüter, der rechtzeitig die Tür seines Herzens aufmacht, wenn Gott anklopft, bei mir eintreten möchte? Bin ich hellhörig für das, was Jesus/Gott mir zu sagen hat? Vielleicht ist es höchste Zeit, jetzt in der Adventszeit ganz ehrlich zu Gott zu sagen: „Gott, auf meiner Suche nach dir bist du immer schon da. Hilf mir, dich in meinem Leben zu erkennen und dir immer näher zu kommen.“
Wachsam sein heißt für uns: Verhindern, dass unsere Beziehung zu Jesus und zu Gott verwässert, oder sogar abbricht. Wir wollen leben mit Gott, nicht ohne ihn, so wie die vielen, deren äußeres Treiben wir eigentlich verurteilen. „Gottes Wort ist wie Licht in der Nacht. Es hat Hoffnung und Zukunft gebracht“ heißt es in einem unserer Lieder. Trifft das für mich zu? Möchte ich in dieser Adventzeit wachsamer werden, mich mehr um meine Beziehung zu Gott und zu Jesus kümmern, sie bewusster pflegen?